Am Freitagabend hatte der Dieburger Fußballkreis den Spielbetrieb bis auf weiteres ausgesetzt. Für diese Entscheidung erhielt Kreisfußballwart Heinz Zulauf in einer Videokonferenz fast ausschließlich Zustimmung.
Lob für Saisonunterbrechung
Ein solch einheitliches Meinungsbild war im Vorfeld der Videokonferenz mit den Vereinsvertretern nicht unbedingt zu erwarten gewesen. Unter dem Facebook-Beitrag, in dem Zulauf am Freitagabend seine Entscheidung bekannt gegeben hatte, gab es eine kontroverse Diskussion. Die Zustimmung überwog zwar. Einige Stimmen hatten aber - mit teils deutlichen Worten („Frechheit“) - dafür plädiert, erst einmal auch ohne Zuschauer weiterzuspielen. Hätte der Spieltag am Wochenende wie geplant stattgefunden, wären die Partien in den Kreisligen wegen entsprechender Allgemeinverfügungen im Landkreis Darmstadt-Dieburg und im Landkreis Offenbach als „Geisterspiele“ ausgetragen worden. Die Vereinsvertreter, die sich am Samstag in der Videokonferenz äußerten, begrüßten dagegen die Pause fast ausnahmslos.
"Spielbetrieb derzeit nicht zu verantworten"
Eine Aussetzung des Spielbetriebes war im Dieburger Fußballkreis nach dem starken Anstieg der Infektionszahlen zwar durchaus absehbar, dass sie bereits am Freitagabend erfolgte, überraschte dann aber doch etwas. Nach der Rückkehr aus seinem Urlaub hatte sich Heinz Zulauf kurzfristig mit den Klassenleitern und auch mit Kommunalpolitikern beraten und die Entscheidung schnell gefällt. „Die Gespräche haben mich dazu bewogen, dass ich es als Kreisfußballwart derzeit nicht verantworten kann, den Spielbetrieb am Laufen zu halten“, so Zulauf, der dafür Zustimmung erfuhr. „Diese Entscheidung musste so fallen. Ohne Zuschauer macht das bei uns allen keinen Sinn“, sagte beispielsweise Sascha Salzner, der Vorsitzende des A-Ligisten FSV Schlierbach. „Wir haben laufende Kosten. Wenn keine Zuschauer kommen, muss ich vom Gegner und von unseren eigenen Leuten drei Euro pro Spieler nehmen, damit wir die Dusche, die Heizung und den Schiedsrichter bezahlen können“, so Salzner, der dem Verein aus dem Schaafheimer Gemeindeteil vorsteht. Es mache nur Sinn weiterzuspielen, wenn einerseits die Infektionszahlen sinken und andererseits wieder Zuschauer zugelassen werden. Zahlreiche weitere Redner betonten die Alternativlosigkeit der Entscheidung. Unter anderem, weil die Unsicherheit groß ist und es um die Gesundheit der Spieler und Ehrenämtler ginge. Lediglich Tamas Toronicza, der Trainer der SG Niedernhausen/Rohrbach. konnte sich am Samstag für eine gewisse Zeit Geisterspiele vorstellen, solange für die Spieler keine Gefahr besteht. „Es ist zwar schöner mit Zuschauern zu spielen“, so Toronicza. Für die Akteure stehe aber das Spielen im Vordergrund. Spiele ohne Zuschauereinnahmen würden die Vereine einige Monate überbrücken können.
Ball ruht bis mindestens 8. November
Erst einmal bis einschließlich 8. November wurden alle Spiele der vier Kreisligen, der Kreisoberliga Dieburg/Odenwald und im Jugendbereich abgesetzt. In der Gruppenliga Darmstadt und in der Verbandsliga Süd - in diesen Ligen, in denen auch Vereinen aus dem Fußballkreis Dieburg spielen, müssen mehrere Fußballkreise unter einen Hut gebracht werden - entschloss sich Klassenleiter Michael Sobota am Sonntag zu einer Absage des kompletten Spieltages. Etliche Partien waren bereits zuvor wegen Corona-Verdachtsfällen abgesagt worden. Eine längere Pause ist auch in der Verbandsliga und der Gruppenliga wahrscheinlich.
Einheitliches Vorgehen vom HFV gefordert
Vom Hessischen Fußballverband wurde von den Teilnehmern der Videokonferenz des Fußballkreises Dieburg ein einheitliches Vorgehen eingefordert. So wurde am Wochenende etwa in Frankfurt noch Amateurfußball gespielt, obwohl die 7-Tage-Inzidenz die 200er-Grenze durchbrochen hatte. In den anderen Fußballkreisen der Region ruhte der Amateurfußball bereits.
Nur halbe Runde?
Dass die Saison 20/21 in den lokalen Ligen im normalen Umfang zu Ende gespielt werden kann, halten viele Vereinsvertreter mittlerweile für unwahrscheinlich. Tim Eggen, der Germania Ober-Roden auf der Videokonferenz vertrat, plädierte dafür, sich frühzeitig über Alternativen (nur Hinrunde spielen, etc.) Gedanken zu machen. Ein konkreter Ausblick, wie es weitergeht, sei für die Vereine wichtig, um zumindest eine gewisse Planungssicherheit zu haben. Am 8. November werde es mit den Infektionszahlen wahrscheinlich nicht viel besser aussehen, vermutete Eggen. Ob im Kalenderjahr 2020 überhaupt noch einmal gespielt werden kann, dürfte daher fraglich sein.
Training weiter möglich
Trainingsbetrieb ist im Fußballkreis Dieburg grundsätzlich weiter möglich. Rieke Zulauf - die Klassenleiterin der A-Liga hatte die Teilnehmer der Video-Konferenz unter anderem über die Voraussetzungen für eine Spielabsetzung im Falle eines Corona-Verdachtfalles informiert - warb dafür, dass die Vereine insbesondere den Trainingsbetrieb für Kinder und Jugendliche fortsetzen. Es müsse ja nicht unbedingt Fußball-Zweikampftraining sein, vielmehr gebe es unzählige Möglichkeiten, Kinder in Bewegung zu halten. Auch in Zeiten von Corona.